In Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und Kontaktreduktion gilt es, wenn möglich, zuhause zu bleiben. Viele Menschen versuchen
sich die Zeit im Lockdown so gemütlich wie möglich zu machen: man backt und kocht, dekoriert die Wohnung oder schaut abends
gemeinsam Filme auf dem Sofa. Besonders für Menschen, die alleine wohnen, kann die häusliche Isolation jedoch
sehr
belastend und einsam sein. Für Menschen, die Gewalt in der Familie oder in ihrer Partnerschaft erleben, stellt das eigene
Zuhause sogar eine ernsthafte Gefahr dar.
Häusliche Gewalt während der Corona-Pandemie
Weltweit stiegen Fälle
häuslicher Gewalt seit Beginn der Corona-Krise. Auch in Österreich erhöhte sich die Anzahl der Personen, die bei Notfallnummern
anriefen oder in Gewaltschutzhäusern Hilfe suchten. Für diesen Anstieg gibt es eine Vielzahl möglicher Erklärungen. In der
Quarantäne fehlte unter anderem die Möglichkeit, den Wohnraum in Streitsituationen zu verlassen oder einen Ausgleich durch
soziale Kontakte oder andere Freizeitaktivitäten zu schaffen. Je mehr Zeit gemeinsam auf begrenztem Raum verbracht wird, desto
eher eskalieren Konflikte. Personen, die sowieso schon aggressiv sind, werden womöglich noch aggressiver. Finanzielle Sorgen,
Arbeitslosigkeit oder die Schließung der Schulen und Kindertagesstätten, führen zu zusätzlichen Spannungen sowie Stress und
Frust. All diese Faktoren können Gewalt begünstigen, aber niemals rechtfertigen.
Es geht nicht nur um körperliche
Gewalt
Häusliche Gewalt schließt jede Form von Gewalt ein, die innerhalb von Paarbeziehungen, Familien und gemeinsamen
Haushalten ausgeübt wird. Meistens sind es Frauen und ihre Kinder, die von ihren Lebenspartnern beziehungsweise Vätern geschlagen,
bedroht oder misshandelt werden. Auch ältere Personen sind einer besonderen Gefahr durch Gewalt ausgesetzt. Gewalt meint dabei
nicht nur körperliche Angriffe auf den Körper und das Leben. Auch ungewollte sexuelle Übergriffe sind Gewalt. Ebenso kann
Gewalt emotional durch Abwertungen, Beleidigungen, Drohungen oder Demütigung erfolgen und Betroffene seelisch verletzen. Auch
gehört die Kontrolle von sozialen Kontakten und Finanzen sowie Stalking und Verfolgung zu Formen von Gewalt.
Häusliche
Gewalt bleibt häufig unsichtbar
Häusliche Gewalt bleibt häufig unerkannt, dabei wird ein Großteil der Gewalttaten
zuhause ausgeübt. Betroffene suchen sich oft aus Furcht, Scham oder Schuldgefühlen keine Hilfe oder bleiben in gewaltvollen
Beziehungen, weil sie keinen Ausweg sehen. Häufig spielen dabei Sorgen um gemeinsame Kinder, Finanzen oder die Wohnsituation
eine Rolle. Daher gibt es neben den offiziell erfassten Fällen von häuslicher Gewalt eine große Dunkelziffer. Nur ein Bruchteil
der Fälle wird bei der Polizei angezeigt. Es ist besonders wichtig zu betonen, dass jedem Menschen häusliche Gewalt widerfahren
kann und die Schuld dafür niemals beim Opfer von Gewalt liegt. Gewalt betrifft Menschen aller Altersstufen, Bildungsschichten
und Kulturen, es gibt kein Land, in dem Gewalt gegen Frauen und Familien nicht vorkommt. Gewalt ist kein privates Problem.
Niemand muss sich schämen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das Gesetz schützt Menschen vor Gewalt, auch im eigenen Zuhause!
Gewalt kann jeden treffen - darüber reden hilft!
Wenn Sie selber Gewalt erleben oder mitbekommen, dass jemand
in Ihrem Umkreis Gewalt erlebt, zögern Sie nicht, Hilfe zu holen. Achten Sie auf sich und Ihre Mitmenschen. Über das Erlebte
reden hilft! Es gibt eine Vielzahl an kostenlosen, vertraulichen und mehrsprachigen (psychologischen) Beratungsangeboten in
Wien. Auch wenn man Angst hat, selber Täter zu werden, oder bereits gewalttätig geworden ist, kann man sich Hilfe suchen.
Wichtig: wenn Sie selbst akut Gewalt erleben, verletzt sind oder akute Gewalt beobachten/vermuten
rufen Sie die Polizei (133), die Rettung (144) oder den Notruf (112)! Gehörlose und hörbehinderte Menschen finden rund um
die Uhr polizeiliche Hilfe unter der Nummer 0800 133 133 - auch per SMS mit Angabe der Notsituation und des Orts.
Anlaufstellen für Frauen und Kinder:- Für eine sichere Unterkunft,
Krisenunterbringung und Soforthilfe erreichen Sie den Notruf der Wiener Frauenhäuser rund um die Uhr unter Tel. 05 77 22.
Siehe auch www.frauenhaeuser-wien.at.
- Den 24-h-Frauennotruf der Stadt Wien
erreichen Sie unter Tel. 01 71 71 9.
- Für telefonische Beratungen erreichen
Sie die österreichweite 24-h-Frauenhelpline gegen Gewalt unter Tel. 0800 222 555.
- Die Boje bietet Akuthilfe für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen unter Tel.: 01 4066602 oder unter www.die-boje.at.
Eine Liste mit weiteren Beratungsstellen für Frauen und Mädchen finden Sie
hier
und
hier.
Hilfe
in der Seestadt finden Sie bei:Wichtige Links zu Hilfsangeboten während der Coronakrise finden Sie
hier.
gemeinsam gesund ist das Netzwerk zur Förderung der Gesundheit in der Seestadt unter der Projektleitung
von Wimmer-Puchinger Strategic Health Consulting und soll die Zusammenarbeit lokaler GesundheitsdienstleisterInnen stärken.
Mehr als um Krankheitsbehandlung geht es dabei um Gesundheitsförderung und Vorbeugung. Zu den Gesundheitspartnern gehören
unter anderem das Stadtteilmanagement der Seestadt, Wien 3420, die Seestadt Apotheke, der Turnverein Seestadt und das Gesundheitszentrum
Seestadt. Gefördert wird das Netzwerk durch die Wiener Gesundheitsförderung (WIG). Weitere Informationen unter
https://gemeinsam-gesund-seestadt.at/.
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gemeinsam gesund – das gesundheitsnetzwerk seestadt
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