Kunstprojekt SOLANGE

Kategorien: Kunst + Kultur
Postet am: 18.12.2019
von Stadtteilmanagement Seestadt aspern
As long as women have to fight for the rights men have always had, I will be a feminist

Am 17. Dezember 2019 wurde in der aspern Seestadt ein neues SOLANGE-Netz der Künstlerin Katharina Cibulka installiert. Schauplatz ist das sirius Gebäude (Baufeld J4) am Simone-De-Beauvoir Platz sein. Der Ort könnte nicht passender sein, Simone de Beauvoir, war eine Ikone der Frauenbewegung. Das terrassierte Hochhaus im Herzen der Seestadt eignet sich hervorragend für eine Verhüllung mit den inzwischen über die Grenzen Österreichs hinaus bekannten Staubschutznetzen, auf die in pinkem Tüll eine feministische Forderung appliziert ist:

Solange Frauen für Rechte kämpfen müssen, die Männer schon immer hatten, bin ich Feministin (deutsche Übersetzung).

„Für die meisten Männer sind sämtliche Errungenschaften immer schon selbstverständlich. Sie genießen allein aufgrund ihres Geschlechts Rechte, für die Frauen seit Jahrzehnten mühsam kämpfen müssen“, erläutert Cibulka die Kernidee dieses SOLANGE-Satzes.

Um welche Rechte geht es Cibulka konkret?
  • Wie viele Männer kämpfen dafür, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren?
  • Wie viele Männer setzen sich dafür ein, ein gleich niedriges Gehalt zu bekommen wie ihre Kolleginnen?
  • Wie viele Männer haben nachts Angst belästigt zu werden, wenn sie allein von einem Lokal nach Hause gehen?
  • Wie viele Männer erfahren sexualisierte Gewalt auf social media?
  • Wie oft sitzen Männer in der Minderheit in Gremien, Jurien, Aufsichtsräten etc.?
  • Wie viele Männer sind Alleinerzieher?
  • Wie viele Männer sind von Altersarmut bedroht?
  • Wie viele Männer pflegen ihre Angehörigen?
  • ... die Liste ließe sich beliebig weiterführen

Durch diese Umkehrungen wird sofort deutlich, warum es wohl noch längere Zeit notwendig sein wird, feministische Forderungen zu formulieren und medienwirksam zu platzieren. Dabei geht es Cibulka und ihrem Team nicht darum Männer anzuklagen, sondern durch Diskussionen einen Dialog in Gang zu bringen, um Brücken zwischen diesen sehr unterschiedlichen Erfahrungswelten zu bauen und Verständnis zu generieren. Ziel ist eine win-win-Situation für alle: Frauen sollen endlich das erreichen, was ihnen immer schon zusteht, und Männer dürfen lernen, Macht und Einfluss zu teilen. Die bestehenden Probleme können nur gemeinsam gelöst werden. Von einer fairen Verteilung in der Berufswelt und im Privaten (wo nach wie vor Frauen einen Großteil der unbezahlten Arbeit verrichten) können alle nur profitieren, davon sind die Künstlerin und ihr Team überzeugt.

Diese künstlerische Intervention wird von KÖR (Kunst im öffentlichen Raum Wien) gefördert.

Mehr Infos:
Foto (c) Katharina Cibulka
Weniger anzeigen